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Verletzungen und Heilung

Gerade sind wir in Bali und ich achte sehr auf die Spiegel um mich herum, die mich berühren. Seit Tagen beobachte ich einen Hund, Violet heißt die Kleine.

Die Yoga Lehrerin hier im Resort hat den Hund mitgebracht und die Hündin klebt förmlich an ihr. Sie steht ständig unter Strom, wackelt neurologisch auffällig mit dem Kopf, ist voller Panik und wenn das Frauchen etwas zu Essen holt oder woanders hin geht, rennt sie völlig verzweifelt und sucht sie.

Wenn es sehr laut ist, bei starkem Regen und hohen Wellen, wird es immer schlimmer.

Jetzt weiß ich von ihr, dass sie als Welpe gequält und mißbraucht wurde, die Abwesenheit von Liebe erfahren hat. So reagiert sie auf jeden Mann, vor allem einheimische balinesische Männer, ganz extrem mit Bellen und sie versucht panisch wegzurennen.

Wenn Violet mich an sie ranlässt um sie zu beruhigen und zu streicheln, ist das fast wie ein magischer Moment. Ihr Körper erholt sich in Millisekunden, sie streckt ihren Schwanz nach oben der ansonsten wie festgeklebt zwischen ihren Beinen steckt. Sie fängt fast an dann leicht alles zu vergessen. Wenn der Kontakt zu ihr steht, versuche ich in fast kindlicher Sprache mit ihr zu lachen und sie einzulullen in eine Stimme der Leichtigkeit. Sie taut sofort auf und ist im nächsten Moment wie erschrocken und fällt zurück in ihre Angst.

Es gab einen Moment, da hatte Violet gegessen, saß auf dem Schoß ihres Frauchens und entspannte völlig, ihre Augen schlossen sich sanft und sie war einfach nur müde und glücklich, bis ein Geräusch sie wieder völlig wach sein ließ.

Als ich diese kleine geschundene Seele so betrachtete kamen mir die Tränen. Ich dachte an unsere Katze, die ich ebenfalls mit 6 Wochen verletzt an einem See aufsammelte, voller Angst und Panik in ihr. Tashi. unsere Katze, ist eine starke Persönlichkeit und Einzelkämpferin mit einer tiefen Sehnsucht nach Liebe.. Ich spürte so intensiv diese Verletzungen und damit auch meine tiefen Wunden, die in dem Moment wie aufleuchteten. Robert sah sofort auch meine alten Risse und Narben, die schon tief in der Heilung sind und doch reagieren sie noch.Biologisch ist das Verhalten der kleinen Violet ganz leicht zu erklären, die ganzen Stresshormone und Ängste die ihren Körper ohne Ende überfluten. Und doch ist die Situation lange vorbei und nicht mehr real.Violet lebt in einer vergangenen Welt, in einer Erinnerung der Angst, der Panik, vielleicht der Todesangst gefangen.Was ein Spiegel, den sie mir da vorhält. Jedes Mal wenn ich nicht mit Liebe entspannt auf meinen Partner oder eine Situation reagieren kann und alte Muster oder Erfahrungen hochgespült werden, lebe ich genauso in einer alten Realität. Unser Körper kann biologisch nicht unterscheiden ob diese Angst real ist, er hält alles für real was ich ihm vorgaukle. Glaube ich, dass der andere jetzt mein Feind ist, aus meiner alter Erfahrungen heraus, nimmt mich mein Körper für Ernst, er vertraut mir, selbst wenn es nur Einbildung ist.

Da wir zu 99% nur interpretieren welche Intention hinter den Worten oder Handlungen eines anderen steckt und unsere „Brille der Vergangenheit“ interpretiert, bestimmt die Vergangenheit unsere Realität, meine Realität. Dies ändert sich, wenn ich bewusst aussteige.

Gestern Abend habe ich mich mit Robert gestritten und wusste überhaupt nicht was mit ihm los ist. Als er es mir dann bei uns im Haus sagte, was ihn beschäftigt, musste ich so laut lachen, denn das war in meiner Welt völlig skurril, doch für ihn nicht. So entstehen bei 2 Menschen die unbewusst aus der Vergangenheit interpretieren, daraus den anderen sehen, Situationen daraus wahrnehmen, sehr schnell einfach nur Missverständnisse. Diese werden dann, gemeinsam mit Handlungen daraus, zu neuen Verletzungen und bestätigen die alten Erfahrungen.

Wenn ich jetzt die kleine Violet anschaue und fühle, kann sie mit vielen, schönen Erlebnissen langsam heilen, wenn sie es zulässt. Vielleicht darf irgendwann ein 2. Tier, dem sie mehr vertraut als uns Menschen, das tief im Urvertrauen lebt, ihr Liebe und Vertrauen ins Leben zeigen. Ihre Seele kennt ihren Weg, darauf vertraue ich zutiefst.

The light in young woman hands.
The light in young woman hands in cupped shape. Concepts of sharing, giving, offering, taking care, protection

Was ist mit uns Menschen, mit unseren Verletzungen und Wunden? Wie gehe ich mit tiefen alten Wunden in mir um.

Zuallererst nehme ich sie wahr, gleichzeitig gebe ich ihnen keine Energie. Alle Gefühle die damit in Verbindung stehen dürfen sein, Traurigkeit, Wut oder Hilflosigkeit. Tränen sind für mich wie Liebesperlen und können wundervoll heilsam sein, wenn ich sie einfach fließen lasse. Ich versuche mich abzukoppeln von der Erfahrung jetzt und sie nur als Geschenk zu sehen. Das gelingt mir nicht immer, nur Beobachter zu sein, aber wenn es gelingt, fühlt sich das sehr gut an.  Das heißt nicht, berechtigt auch mal Grenzen zu setzen, es geht nur darum dies nicht aus einer alten Emotion heraus zu machen, sondern bewusst, klar und mit Liebe.

Dann, wenn die Gefühle langsam ausfließen, schaue ich mir diese Wunde genauer an. Wo fühle ich sie im Körper, wie sieht sie aus oder fühlt sich an? Waren andere Menschen daran beteiligt? Dann lege ich all dies in die Hände der Liebe… in die pure Liebe. Diese Wunde, die Menschen, mich selbst, meinen Körper, mein Energiefeld und alle Ahnen die vor mir und uns hier waren und alle die nach uns kommen.

Alles wird jetzt in Liebe gebadet, immer und immer wieder wenn es auftaucht. Tiefe Versöhnung und Frieden entstehen in mir und der Wunde, der Situation.

Dann schaue ich mir an, welche Geschenke lagen da für mich. Was habe ich daraus lernen dürfen, hat es mich stärker gemacht, näher zu meiner Selbstliebe gebracht vielleicht, tiefer zu mir, in eine andere Richtung oder oder oder. Was waren meine Geschenke daraus?

Wer das Interview in der Liebesrevolution mit Clemens Kuby zu tiefer innerer Heilung sieht, weiß von einer sehr tiefen Wunde in mir. Meine Geschenke daraus sind so gigantisch. Mein ganzes Leben wäre komplett anders verlaufen, wenn es diesen Moment nicht gegeben hätte, wahrscheinlich gäbe es auch die Liebesrevolution nicht, denn das ist ein Baby von mir und Robert. Vielleicht hätte ich Liebe so nie studiert, weil ich die Abwesenheit so tief nie erfahren hätte von Liebe. Ein Moment der als Jugendliche, so tief als Samen in mir saß und als er 30 Jahre später bewusst aufging, so vieles in mir bewegen konnte.

Danach werde ich mir klar darüber, dass dennoch alles in mir nur Phantasie ist. Alle Wunden wie bei Violet, alle Gedanken, Gefühle und Emotionen, egal in welche Richtung. Und dann lasse ich alles wieder los, befreie mich bewusst und lache. Anscheinend brauche ich noch immer wieder dieses Schauspiel, denn es katapultiert mich in die Wachheit, ins Bewusstsein.

Die Spiegel, so wie die kleine Hündin Violet, umarme ich jetzt voller Liebe und Freude, ganz bewusst auch ihre Seele. Voller Liebe tröste ich innerlich ihre Tränen und schenke ihr Urvertrauen, gehe weiter, wende mich leicht den Schmetterlingen zu, der Sonne und dem satten Grün der Insel. Werde mir über meine Ausdünstungen bewusst und heile, Schritt für Schritt auf meinem Weg.

Heile mit mir, mit Dir, mit der Welt, als ein lebendiger Organismus der gemeinsam lebt und atmet. Die Atmung, die uns alle ins hier und jetzt bringt, gemeinsam und in den Strom der Liebe.

Sandra Hornsteiner - Die Beziehungsberaterin

Von Herzen Sandra

www.unternehmer-beziehung.com

Titelbild: NiseriN