Titelbild: Paar liegt im Bett und träumt von einer gemeinsamen Zukunft.

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Kurz und Knapp: Bindungsangst überwinden

Die Liebe ist etwas Wunderschönes, sie bereichert das Leben. Doch was, wenn das nicht die einzige Perspektive ist, sondern Liebe und Furcht Hand in Hand gehen. Denn wenn die Liebe nicht bleibt, kann das seelische Schmerzen bedeuten. Wer sich davor sehr fürchtet, kann dem vermeintlichen Risiko ausweichen und das Herz verschließen. Doch wie überwindet man diese Bindungsangst?

Was ist Bindungsangst?

Eine Bindungsangst ist erst einmal ein Selbstschutz und gekennzeichnet von der Angst, sich wirklich in der Tiefe auf eine exklusive Liebesbeziehung einzulassen. Die vermeintliche Bedrohung von zu viel Abhängigkeit führt häufig dazu, dass Betroffene andere in der Beziehung auf Distanz halten. Mit der Absicht, zu viel Nähe so gut es eben geht zu vermeiden.

Oft suchen Bindungsängstliche dauerhaft nach Fehlern bei ihren Partnern. Grundlegend ist eine sehr verklärte Vorstellung von Beziehung. Nach dem Motto bei dem anderen fühle ich mich immer geborgen, immer sicher, der andere würde mich nie verletzen, wenn er der Richtige ist. Aber in Beziehungen muss es auch Auseinandersetzungen, Reibungen und Missverständnisse geben, um selbst daran zu wachsen, ohne dass es gleich bedeutet: Das passt einfach nicht!

Personen, die sich vor Bindung fürchten, sagen häufig deshalb, ihnen fehlt das Vertrauen zum anderen, doch die Wahrheit ist: Es ist der eigene Spiegel, mir selbst fehlt das Vertrauen, alles hinzubekommen und für alles einen guten Weg zu finden. Ich selbst vertraue mir nicht. Doch gerade bei Bindungsängsten wird das häufig nicht erkannt, sondern die Ursache außen gesucht. Nach dem Motto: Beziehungen gehen kaputt, daher lass ich mich nicht auf eine ein. Außerdem müsste mein Partner meine Ansprüche erfüllen und ich treffe immer die Falschen: „Es gibt keinen, der gut genug für mich ist.“ Dahinter steht aber eine tiefe Furcht.

Welche Ursachen hat Bindungsangst?

Eine Bindungsangst entsteht häufig durch vorherige Erfahrungen aus der Kindheit oder früheren Beziehungen. Gerade wenn das Elternhaus nicht so stabil und sicher war, wie es für Kinder wichtig ist, kann das zu einem sehr unsicheren Bindungsstil im Erwachsenenalter führen. Durch diese negativen Erfahrungen kann ein Feindbild zum Thema Beziehung entstehen. Das Großhirn sucht dann unentwegt nach Beweisen, das der „Feind-Modus“ berechtigt ist. So suchen Bindungsängstliche zum Beispiel Partner, die bereits vergeben sind und zu denen eine echte Verbindung gar nicht möglich ist.

Grundlage für eine Bindungsangst ist häufig ein mangelndes Selbstbewusstsein. Eine brüchige Beziehung zu einem selbst oder mangelndes Selbstvertrauen. Wer sich selbst vertraut, kann auch damit umgehen, wenn mal ein „fauler Apfel“ entgegenkommt. Der weiß: Eine beendete Beziehung kann schmerzen, aber daran geht man nicht kaputt.

Natürlich gibt es auch die „Rosinenpicker“, sie haben Lust auf Nähe, Geborgenheit, Sex und Leichtigkeit, aber ihr Wunsch nach Unabhängigkeit ist deutlich größer als der nach einer Bindung. Sie sind gerne Single und stellen ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt. Die sind ihnen wichtiger, als sich auf andere wirklich einzulassen. Eine Ursache von Bindungsangst kann auch die „Fear of missing out“ sein die Angst davor etwas zu verpassen, wenn man sich festbindet.

Tipps zum Überwinden der Bindungsangst

1. Selbstreflektion

Der erste Schritt, um mit seinen Bindungsängsten umzugehen, ist ein ehrlicher Blick zu sich selbst und die Frage „Was ist denn da eigentlich bei mir los?“ Dazu gehört die Ängste genau anzusehen und zu hinterfragen. Seit wann habe ich diese Angst, kommt sie aus einer Situation in der Vergangenheit? Wenn man seine negativen Glaubenssätze in Bezug auf Beziehungen wie: „Das kann doch nicht gut gehen, früher oder später werde ich bestimmt verletzt und verlassen“, erkennt hat man die Möglichkeit sie in positive Bahnen umzuwandeln.

2. Selbstvertrauen aufbauen

Je höher das Selbstvertrauen, desto besser kann man auch sagen: Ich lass mich darauf ein, denn auch wenn es der Falsche ist. Das ist dann halt so. Der eigene Wert ist nicht von einer anderen Person abhängig oder davon, ob eine Beziehung gelingt!

3. Ein offenes Gespräch suchen

Ein offenes Gespräch mit dem Partner über die Angst sollte nicht im Sinne einer Manipulation stattfinden: „Du weißt doch, ich habe diese Angst, deshalb solltest du …“ Besser ist, dem anderen wirklich die Chance zu geben, einen kennenzulernen. Ihm einen liebevollen Blick in das eigene Universum zu geben, ohne dass er deshalb eingeschränkt oder bestraft werden muss. Bei Offenheit ist es wichtig, auch die Verantwortung zu übernehmen. Hierbei kann auch ein Gespräch mit einem Therapeuten helfen.

4. Der ideale Partner

Zwei Partner sind wie zwei Seiten einer Münze. Sie können sich gegenseitig vervollständigen oder ausgleichen. Wenn beide unter Bindungsängsten leiden, kann es sehr schwierig werden. Wenn man also weiß, dass man eher der unsichere Bindungstyp ist, wäre ein Partner mit sicherem Bindungsstil und einem guten Selbstvertrauen eine tolle Ergänzung.

Wenn die innere Einstellung stimmt, kann jeder die Liebe finden und eine glückliche, nahe Bindung leben. Wer wirklich etwas an seiner Bindungsangst ändern möchte, kann sich weiterbilden und weiterentwickeln. Ein Individualcoaching oder eine Paartherapie ist vielleicht die genau richtige Lösung.

Wir wünschen dir das Beste,

Sandra und Robert Hornsteiner

Auf einen Blick

4 Tipps, um die Bindungsangst zu überwinden:

1. Die eigenen Ängste reflektieren! 

2. Selbstvertrauen aufbauen!

3. Ein offenes Gespräch mit dem Partner suchen! 

4. Eine Person finden, welche die eigenen Bindungsängste ausgleichen kann!

Bild: Goodluz