30 % aller befragten Frauen und etwa 27 % aller Männer gaben 2020 in einer Studie an, bereits untreu geworden zu sein. [1] Doch warum geht beinahe ein Drittel fremd? Die Gründe sind individuell und vielfältig: Sei es, um zu sagen „Schau auf meine Bedürfnisse“, die Suche nach Selbstbestätigung, die Lust, Neues zu entdecken oder das Bedürfnis nach Rache oder danach die Beziehung zu beenden. Doch im Grunde ist das auslösende Problem, egal welches es ist, immer eines innerhalb der Partnerschaft, über das nicht gesprochen wurde. Andrew G. Marshall hat die 7 Phasen nach der Untreue formuliert und wir haben unsere Gedanken dazu hier zusammengefasst.
Erste Phase: Schock und Unglauben
Tief im Innern hatte man bereits eine Ahnung, so ein Gefühl. Irgendetwas war anders geworden, der andere war nicht mehr so weich, hatte sich nicht mehr so bemüht. Immer wieder hatten kleine geänderte Verhaltensweisen, wie Wakeups verursacht. Das endgültige Herausfinden, dass man betrogen wurde, kann dann zu einem richtigen Schockzustand führen, der bis zu 48 Stunden anhält. Und zwar das volle Programm mit körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Unruhe und Übelkeit.
In der Schockphase hilft es, tief durchzuatmen und ruhig zu bleiben und den Partner offen danach zu fragen. Ehrlich zueinander zu sein und den Raum dafür zu schaffen, erhöht hier schon die Chance, dass die gemeinsame Beziehung nicht nur überlebt, sondern sogar gestärkt daraus hervor geht.
Zweite Phase: Intensives Fragen
„Mit wem hast du mich betrogen? Wann genau? Wo? Wie war es? Schöner als mit mir?“ Diese Fragen stehen in der nächsten Phase im Vordergrund. Sie entspringen oft einer eigenen Unsicherheit und dem Bedürfnis herauszufinden, ob der andere denn jetzt ehrlich ist. Noch dazu vergleicht man sich hier gerne mit der oft unbekannten Affäre und im eigenen, unbarmherzigen Gedankenkino verliert man in der Regel immer, vor allem an Selbstachtung.
In Panik zu verfallen und vorschnelle Urteile zu fällen führt hier nicht weiter. Im Gegenteil ist es wichtig, sich die Zeit zu nehmen, in der Tiefe zu verstehen und das Ausmaß des Problems anzuerkennen. Das Ziel ist, dass beide ihre persönliche Verantwortung übernehmen.
Dritte Phase: Zeit der Entscheidung – Gehen oder Bleiben?
Die Entscheidungsphase ist geprägt von der Überlegung: Was ist unsere Beziehung noch wert? Soll ich verzeihen oder möchte ich diese Beziehung überhaupt noch? Wenn beide sicher sind, dass sie es wollen, lohnt es sich auf jeden Fall für die Beziehung zu kämpfen!
Die Ursachenforschung und das Herausfinden, warum der Weg des Seitensprungs eingeschlagen wurde, ist hierbei zentral, denn jemand, der wirklich superglücklich in seiner Beziehung ist, betrügt nicht. Diese Phase ist total wichtig, um daraus eine Chance für die gemeinsame Zukunft zu machen. Wenn es nicht allein gelingt, ist Hilfe holen mit einer Übersetzung von außen richtig.
Vierte Phase: Hoffnung
Das enorme Gefühlschaos der ersten drei Phasen wird in der Vierten durch die Hoffnung auf einen guten Ausgang abgelöst. Sie wird gemeinsam intensiv gelebt und 83 % aller Paare, die diese Phase durchlebt haben, berichten auch von einer Verbesserung des Liebeslebens.[2] Und diese Hoffnung ist berechtigt, wenn man die Ursachen und Lösungen zuvor intensiv durchgegangen ist oder noch durchgeht.
Es geht wieder bergauf, doch ist Vorsicht geboten, um frühere Fehler nicht zu wiederholen. Hier hilft so ungewöhnlich es auch klingt, ein Suppen-Sinnbild. Die Brühe bisher haben beide gemeinsam gekocht und jeder hat Dinge von sich reingegeben, doch sie war am Ende bitter und richtig schwer zu verdauen. Wenn man jetzt mit einer neuen Suppe beginnt, muss ein neues Rezept her. Die gute Nachricht hier ist „Wer einmal betrügt, macht das immer wieder“ stimmt nicht. Wer lernt, neu miteinander umzugehen und aufzuarbeiten, kann alte Fehler vermeiden.
Fünfte Phase: Versuch der Normalität
Die Hoffnungsphase geht in den Versuch einer Normalität über. Eine neue Chance für die Beziehung wurde miteinander vereinbart und deshalb werden normale Muster wieder aufgebaut. Doch auch Nachbeben und Rückfälle sind hier vollkommen normal, denn es braucht Monate nicht Wochen zur Erholung. Die Phase ist geprägt davon, dass sie ein Versuch ist, oft aus dem Gedanken geboren: „Ich habe echt keine Lust, da zum 100. Mal darüber zu reden. Ist gut jetzt!“
Doch das Zurückgehen zur Normalität sorgt dafür, dass man nicht mehr so in die Heilung geht. Hilfreich ist den Fokus auf das Team nicht zu verlieren und weiter liebevoll und wertschätzend miteinander umzugehen und sich weiter mit der Situation auseinanderzusetzen. Sonst wird in Streitsituationen auch in Jahren noch die „Du hast mich damals aber betrogen“ Karte gespielt und weiter darauf rumgekaut wie auf uraltem, ekligem Kaugummi.
Sechste Phase: Verzweiflung
Wenn der Versuch der Normalität scheitert, bleibt oft nur pure Verzweiflung und die Frage: Können wir das überhaupt schaffen? Der Grund ist hier, dass ein Paar es nicht geschafft hat, wirklich wieder in den „biologischen Freund“ zu kommen und sich den Problemen, die zur Untreue geführt haben, nicht in der Tiefe gestellt hat. Wer zu dem biologischen Freund etwas weiterlesen mag, findet auf unserem Blog einen spannenden Artikel dazu, es wird Deine Sichtweise auf das Leben und Beziehung komplett verändern.
Dem anderen aufmerksam zuzuhören, allen Dingen bis ins Detail auf den Grund zu gehen und auch die letzte Leiche aus dem Keller zu zerren, hilft dabei, die Machtspiele nicht überhandnehmen zu lassen. Dabei muss nicht der eine das Problem des anderen lösen, aber aufmerksam zuhören und die Gefühle des anderen akzeptieren hilft eine Lösung entstehen zu lassen.
Siebte Phase: Intensives Lernen
Die siebte und letzte Phase, das intensive Lernen, beginnt dann, wenn die Liebe wieder erstarkt ist, alle Ursachen und Folgen geklärt sind und eine neue, intensive Nähe gefunden wurde. Diese positiven Veränderungen in der Beziehung zu etablieren, gelingt durch echte Wertschätzung und Nähe.
Echte Vergebung ist hierbei der beste Weg, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen und sie ist in erster Linie ein Geschenk an sich selbst, nicht an den Partner. Wenn klar ist welche Lektionen gelernt wurden und jeder seinen Anteil sieht, werden die positiven Erfahrungen den Schmerz immer mehr überlagern und das Glück und auch eine gemeinsame Sexualität zieht wieder ein.
Nach einem Betrug kann echte Veränderung nur stattfinden, wenn beide sich öffnen und bereit sind, Dinge zu verändern. Gemeinsam lässt sich herausfinden, was zu tun ist, damit es wieder richtig gut geht. Und wenn das mal nicht allein gelingt: Wir haben viele Paare, die genau das erreicht haben, wir sind gerne an einem Beziehungswochenende für Sie da!
Ihre Sandra und Robert Hornsteiner
Auf einen Blick
Ein Umgang mit den sieben Phasen der Untreue:
1. Schock und UnglaubenTief durchatmen, ruhig bleiben und ein offenes Gespräch mit dem Partner suchen
2. Intensives FragenDas Ausmaß des Problems erkennen und sich Klarheit über die Situation verschaffen
3. Gehen oder BleibenSich bewusst die Frage stellen, ob man die Beziehung beenden oder um sie kämpfen möchte.
4. HoffnungDie Phase der Hoffnung intensiv genießen, doch nicht wieder alte Fehler wiederholen.
5. Versuch der NormalitätNicht mit scheinbarer Normalität die Chance auf die Heilung überdecken. Weiter intensiv miteinander austauschen.
6. VerzweiflungAuch wenn die Normalität scheitert, ist nichts verloren. Durch offene Kommunikation ist es möglich, wieder in den Freund zu finden.
7. Intensives LernenWenn Vergebung stattfinden kann und ein Neubeginn möglich ist: Nicht wieder in alte Muster fallen und das neue, positive intensiv einüb
[1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1174757/umfrage/umfrage-in-deutschland-zu-untreue-in-der-partnerschaft-nach-geschlecht/
[2] https://www.seitensprung-fibel.de/seitensprung-verarbeiten_1.php
(Bild: TarasMalyarevic)