älteres Paar genießt gemeinsame Zeit

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Was sind die Erfolgsfaktoren einer Paartherapie?

77 % aller Paartherapien sind einer Studie zufolge erfolgreich![i] Vorausgesetzt, beide Partner wollen die Therapie. Doch was genau macht eine erfolgreiche Paartherapie im Kern aus? Was sind die Faktoren, die Paaren helfen können, wenn sie selbst nicht mehr ein noch aus wissen. Ich möchte dir gern von Jürgen und Sophie erzählen und davon, was für sie die Paartherapie zu einem Erfolg gemacht hat:

Sophie wusste nicht mehr weiter. Ihr fehlte jeglicher Zugang zu Jürgen. Es war egal, ob sie mit ihm sprach, ihn anschrie oder vor ihm auf und absprang. „Wahrscheinlich“ dachte sie „könnte ich mir eine rote Nase ins Gesicht kleben und Clown spielen und von ihm käme nicht mehr als ein müdes Nicken.“ Manchmal wünschte sich Sophie sogar, sie würden mehr streiten. Auch Jürgen war frustriert. Als ihre jüngste Tochter ausgezogen war, hatte sie eine beißende Stille zurückgelassen und jetzt fühlte er sich mit Sophie nicht mehr wohl. Über was sollen sie nur reden?

Beide erkannten, dass sie unglücklich mit der Situation waren. Sophie merkte, dass Jürgen ihr immer fremder wurde. Der wiederum fühlte sich mehr und mehr eingeengt. Irgendwann sprachen beide über Trennung. Doch sie hatten sich so viel miteinander aufgebaut. Sollten sie das einfach hinschmeißen? Beide waren sich unsicher, ob sie überhaupt als Paar noch funktionierten. Schließlich kamen beide überein, dass sie ihre Beziehung nicht so leicht aufgeben und in einer Paartherapie die Grundlage für eine echte Veränderung schaffen wollten.

Ziel einer Paartherapie

Wir merken: Gerade in Zeiten von Corona steigt der Bedarf an Paartherapien enorm. So gaben schon zu Beginn der Pandemie im März 2020, ein Fünftel der Befragten an, dass sie davon ausgehen, künftig mehr zu streiten als zuvor.[ii] Doch was erhoffen sich Paare von einer Therapie? Manche erhoffen sich Klarheit, andere ein Lösen ihrer Probleme, einige eine schöne Zukunft und manche Hilfe bei ihrer Trennung und dabei den besten Schutz für die gemeinsamen Kinder und dem, was sie sich zusammen aufgebaut haben.

Sophie erhoffte sich eine schöne Zukunft mit ihrem Jürgen und er wollte seinen Frust abbauen. Als Mann der Tat wäre Jürgen am liebsten, die Therapie brächte ihm einen klaren Plan. Wie eine To-do-Liste zum Abhaken. Er wollte von ganzem Herzen zurückfinden zu seiner Sophie und sie wollte wieder zusammen mit Jürgen lachen und einfach wieder Freude bis in die Zehenspitzen spüren. Kurz gesagt: Beide wünschen sich wieder aus ganzem Herzen „Ja“ zueinander sagen zu können.

Was macht gute Therapeuten aus

Wie muss ein passender Therapeut sein, um eine echte Hilfestellung in diesen Konfliktfeldern zu geben? Sophie und Jürgen haben in meinen Augen schon vor der eigentlichen Therapie einen großen Schritt getan, indem sie sich gemeinsam überlegten, welche Paartherapie ihnen guttäte und wie zu ihnen passende Therapeuten sein müssten. Beiden war wichtig, sich in einem geschützten Rahmen öffnen zu können und sie wollten auf keinen Fall eine Gruppentherapie. Besonders Jürgen legte besonderen Wert auf die Diskretion der Therapeuten, da er in der Öffentlichkeit steht und es ihm sehr schwerfällt, über Gefühle zu sprechen. Sie wollten sich einfach wohlfühlen und weiterkommen.

Als Sophie und Jürgen sich auf die Suche begeben haben, stellen sie schnell fest, dass hauptsächlich Frauen Paartherapie anbieten. Und sie haben recht. Insgesamt werden zwei Drittel der Paartherapien von Frauen geleitet.[iii] Jürgen war im Vorfeld unwohl bei dem Gedanken gewesen, nur mit Frauen im Raum über seine Empfindungen als Mann zu sprechen, die er ja schon seiner Frau nur schwer mitteilen konnte, und nur ein männlicher Therapeut kam für Sophie nicht infrage. Aus diesen Überlegungen entsprang eine Idee: Im Idealfall finden wir ein Therapeutenpaar, so fühlen wir uns beide wohl, bekommen die richtigen Übersetzungen und können uns damit besser verstehen.

Als Unternehmerpaar hatten Jürgen und Sophie den Wunsch, dass die Therapie schnell und effizient ist, sie aber auch in ihrem Tempo ihre Probleme besprechen können. Die ideale Paartherapie ist kurz und nachhaltig, sodass es nicht zur Illusion kommt, die Therapeuten seien Bestandteil der Beziehung oder langfristig notwendig. Im Internet wurden sie schließlich fündig. Sie bekamen schnell einen Telefontermin für ein kurzes Vorgespräch, um ihre Möglichkeiten in der Praxis zu erfahren. Sie waren bei uns gelandet und oft ist es den Paaren nicht nur wichtig wie so ein Wochenende abläuft, sondern vor allem mal kurz die Stimme zu hören und zu spüren, passt das.

Für Jürgen und Sophie war unsere Spezialisierung auf Unternehmerpaare perfekt.Daher: Auch die Spezialisierung und Erfahrung der Therapeuten ist ein Erfolgsfaktor für eine Paartherapie. Denn wenn wir ein Unternehmerpaar begleiten, haben sie auch ähnliche Themen wie andere Paare. Aber einige Themen sind so speziell, dass es wichtig ist, das aus eigener Erfahrung zu kennen. Wenn ein Therapeut zum Beispiel selbst nicht in der Öffentlichkeit steht, kann er vielleicht nicht verstehen, weshalb es unangenehm werden kann, wenn ein dauernd jemand erkennt und anspricht. Oder einem Unternehmerpaar die Idee zu geben, sich immer mittwochs den Nachmittag und Abend für die Beziehung freizuhalten, geht oft wegen Geschäftsreisen oder Terminen nicht so einfach. Was machen wir, wenn wir zwar zu Hause sind, aber das Geschäft Thema wird oder was ist mit dem Handy im Urlaub? Wie ist das mit den Finanzen? Hier braucht es andere Konzepte und auch persönliche Erfahrungen.

Für welche Paare ist eine Therapie erfolgreich?

Es ist unsere Aufgabe, Paaren aufzuzeigen, wie sie in kürzester Zeit ihre Beziehung zu einem schönen Miteinander drehen können. Paare, die das umgesetzt und geübt haben, haben eine hohe Chance, wieder glücklich zu werden. Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist es, offen und wertfrei auf Paare zuzugehen und deren Entwicklung zu begleiten. Sophie und Jürgen haben es also selbst in der Hand. Sie haben schon viel gemeinsam erreicht. Wer viele gemeinsame Verbindlichkeiten hat, gibt diese weniger leicht auf. Und zudem ist die Motivation etwas zu ändern, ein letzter wichtiger Erfolgsfaktor.

Grundsätzlich bestimmt nicht das Ausmaß von Konflikten zwischen Partnern, ob eine Therapie ihnen helfen kann. Jürgen und Sophie hatten kaum Konflikte. Im Gegenteil, sie sprachen zu wenig miteinander, um zu streiten. Wichtig ist, ob ein Paar es schafft, wieder eine positive Interaktion zwischen sich zu finden. Jürgen und Sophie gelang das. Nach tiefen und spannenden Gesprächen, die sie in unserer Begleitung immer mehr mit liebevollem Humor meisterten, konnten wir beobachten, wie beide nach und nach wieder zu einer Einheit verschmolzen. Sie kamen sich näher, verstanden sich tiefer, berührten sich…

Zu guter Letzt ist es mir wichtig festzuhalten, dass der beschriebene Erfolg einer Paartherapie für mich persönlich nicht zwangsläufig bedeutet, dass ein Paar nach der Therapie auf jeden Fall zusammenbleibt, sondern dass jeder für sich selbst den richtigen Weg findet. Eine Beziehung neu zu leben, bedeutet auch wieder Freude und Interesse aneinander zu finden und zu behalten. Die beiden zumindest meinten es ernst und haben es geschafft. Zu Weihnachten flatterte eine Mail von Jürgen und Sophie in unser Postfach: Darin war ein Bild mit ihren Kindern und wir sahen, wie glücklich und entspannt sie wieder miteinander sind. Sie können wieder miteinander fröhlich sein, lachen, sich berühren. Sie haben das Beste für sich und ihre Kinder getan, richtige Vorbilder. Wir sind stolz auf die beiden…

Auf einen Blick:

  • Schnell und nachhaltigJe länger eine Paartherapie dauert, desto höher ist die Gefahr die anfängliche Motivation zu verlieren. Dann dreht es sich immer wieder um die alten und teilweise daraus neuen Probleme und nicht radikal um Lösungen.
  • WohlfühlfaktorDie Klienten müssen sich bei ihren Therapeuten wohlfühlen und das Gefühl haben offen mit ihren Therapeuten sprechen zu können
  • Es gibt kein „richtig oder falsch“ Therapeuten müssen einen komplett sicheren Rahmen schaffen
  • Ehrlichkeit, echtes Verständnis und ErfahrungAm besten lernt man von jemandem, der den Weg schon gegangen ist. Ich persönlich würde nie zu jemandem gehen, der das was er sagt nicht selbst lebt.
  • Möglichst ein Paartherapeuten-PaarEin Paar kann zwischen beiden Geschlechtern übersetzen
  • AuszeitKonzentration auf die Lösung der Probleme, nicht reingequetscht in Termine
  • Humorvolle und freundliche Therapeuten mit viel ErfahrungGelassene und feinfühlige Therapeuten können einen Rahmen mit einem flexiblen, erfolgsversprechenden Konzept schaffen. Dieser ist sekündlich individuell auf das Paar abgestimmt und führt dazu, dass der Therapeut wie auf einem Klavier perfekt spielen kann.
  • Tempo der KlientenTherapeuten sollten im Tempo der Klienten, prozessorientiert und ohne Blick auf die Uhr dem Paar helfen die Beziehung in der Tiefe zu klären. Es wäre tragisch, wenn plötzlich der Wecker klingelt und die Zeit abgelaufen ist aber der Prozess noch nicht rund ist. Im Vergleich hört ja ein Operateur auch nicht auf, wenn es noch etwas zu heilen gibt.
  • Spezialisierung mit eigener Erfahrung

Im Idealfall haben Therapeuten eine Spezialisierung und können aufgrund eigener Erfahrung einem Paar individueller zur Seite stehen.

Vielleicht ist eine Paartherapie auch für Sie der richtige Schritt. Ich wünsche Ihnen eine glückliche und erfüllte Beziehung mit ihrem Partner,

Herzlichst, Ihr Robert Hornsteiner

Bild: pikselstock_TB

[1] https://www.horizont.net/planung-analyse/nachrichten/Erfolgsaussichten-bei-Paartherapie-147374#:~:text=Wenn%20beide%20Partner%20die%20Therapie,es%20sogar%20Ver%C3%A4nderungen%20zum%20Negativen

[2] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1120374/umfrage/umfrage-unter-paaren-zu-groessten-herausforderungen-waehrend-der-corona-pandemie/

[3] https://www.marktforschung.de/aktuelles/marktforschung/paartherapie-erfolgversprechend-wenn-beide-partner-sie-wollen/