Männer um die 50, die Teenagerkleidung tragen und mit einer viel jüngeren Frau im Arm in der Studentenkneipe rumhängen… Das Klischee hat gefühlt jede Comedy-Serie schon einmal durchgespielt. Wie oft bei Witzen liegt auch ein Fünkchen Wahrheit zugrunde. Es gibt Studien, die keinen Zweifel daran lassen: Das mittlere Lebensalter ist für Männer eine krisenanfällige Zeit und Selbstzweifel sind dabei keine Seltenheit. [1] Doch es gibt einen Grund, diese Umwälzung zu begrüßen: Jede Beziehung hat schon erlebt, dass der andere sich verändert hat. Solche Situationen lassen sich nicht steuern, aber sie bieten eine echte Chance!
Die Midlife-Crisis des Mannes – Eine kurze Charakterisierung
Die physischen Ursachen für die Krise in der Lebensmitte sind bei Männern meist körperliche Veränderungen, wie der langsam sinkende Testosteronspiegel, sichtbar werdende Falten oder Haarausfall. Die Midlife-Crisis ist stark davon abhängig, wie ein Mann sein Leben bisher gelebt hat. Und so ist auch die bekannte Rebellion in der Lebensmitte je nach Charakter unterschiedlich ausgeprägt. Gerade bei Unternehmern, die wir begleiten, zeigt sich, dass sie über die Jahre eine großartige Karriere gemacht haben. Sie haben auf der Bühne des Lebens gestanden und als Kapitän ihr Unternehmen durch dir größten Stürme und Wellenberge geführt. Dafür haben sie supermotiviert ihr Energielevel hochgehalten. Da kann krisenbedingt das lähmende Gefühl entstehen, dass nun alles erreicht wurde und das Leben nur noch aus Routine, Verantwortung und Verpflichtung besteht. Plötzlich verschieben sich Sichtweisen und was vorher einzig wichtig war, gerät plötzlich in den Hintergrund.
1. Wer bin ich und was will ich?
Die Krise beginnt meist am Höhepunkt des Lebens und ist daher begleitet von dem Gefühl: Ab jetzt kann es nur noch bergab gehen. Doch die Frage: „Wer bin ich und was will ich noch erreichen?“ ist eine Ermächtigende. Unternehmer zum Beispiel, die ein etwas aufgebaut und zum Erfolg geführt haben, stehen jetzt vor der Frage: Welchen Abdruck möchte ich hinterlassen? Was möchte ich noch erleben? Möchte ich in Rente gehen und auf dem Sessel sitzen und aus dem Fenster starren, dorthin wo das Leben stattfindet oder Teil des Lebens sein, solange ich kann.
2. Was möchte ich verändern?
Veränderungen, die mit der Midlife-Crisis einhergehen, können vielfältig sein. Von einem Umbruch im Unternehmen wie einem Verkauf über intensiveren Kontakt mit den Kindern oder Freunden bis hin zu bewusster Suche nach neuen Abenteuern. Aber auch hierbleibt eine hohe energetische Anspannung, wo zuvor schon eine war. Die intensive Note begleitet auf dem neuen Gebiet der Herausforderung, weshalb sich einige Männer in der Midlife-Crisis Extremsport zuwenden. Auch beim Nervenkitzel wird eine Top-Performance gezeigt. Wenn ich auf der Tiefschneepiste High Performer sehe, die es richtig elegant draufhaben, dann sind die Personen in der Regel 50+.
3. Welche Auswirkungen hat das auf meine Beziehung?
Auch vor der eigenen Beziehung macht die Midlife-Crisis nicht halt. Plötzlich steht die Frage im Raum: Was sind noch unsere Gemeinsamkeiten? Haben wir uns als Paar verloren und sind eigentlich nur noch Mama und Papa oder irgendetwas Undefinierbares mit viel gemeinsamer Vergangenheit? Wenn ein Paar hier feststellt, dass sie sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben oder auch weiter unterschiedlich nach vorn gehen möchten, kann eine Midlife-Crisis zu einer richtig herausfordernden Zeit in der Beziehung werden. Beispielsweise wenn ein Mann merkt, dass er weiter powern und neues Ausprobieren und aktiv sein will, seine Frau sich hingegen nach Ruhe sehnt, jetzt, wo die Kinder aus dem Haus sind. Dadurch kann der Wunsch entstehen, mit einer anderen Frau zusammen sein zu wollen, die den Wunsch nach Lebendigkeit und Aktivität teilt. Oft blüht dann ein Partner noch mal richtig auf, wer würde es ihm nicht gönnen.
Die Midlife-Crisis als Chance
Was das bedeutet, kann gut an dieser Situation nachvollzogen werden: Ein Paar sitzt in einem Kanu auf sanftem Gewässer, über die Jahre haben sie einen gemeinsamen Takt entwickelt und sind im Gleichklang. Wenn aber einer nun plötzlich einen neuen Takt anschlägt, was tun? Dagegenhalten bringt nichts. Zwei Personen, die unterschiedlich stark paddeln, bringen ein Kanu zum Kentern und das Paar geht Baden. Was ist also eine sinnvollere Alternative? Im Herzen wieder als Team zusammenfinden!
In der akuten Krise hilft zuhören, wirklich verstehen, sich aufraffen und gemeinsam neu beleben, die eigene Komfortzone infrage stellen. Nähe und gemeinsames Nachdenken darüber, was neue Ziele für ihn, aber auch beide sein können. Und ist ein Problem gerade das Älterwerden, dann ist es an der Zeit, ihm ganz bewusst deutlich zu machen, dass er auch älter immer noch sehr attraktiv ist. Nicht umsonst gilt George Clooney mit seinen grauen Haaren als Sexiest Man Alive.?
Gerade wenn die Midlife-Crisis alles in Scherben legt, ist es doch wunderbar, daraus gemeinsam wieder ein neues Lebensmosaik zu basteln und sich gegenseitig zu fragen: Was sind deine Wünsche, deine Träume, deine Hoffnungen? Voller Neugier denn man hat die Chance, sich ganz neu zu begegnen und voller Liebe zu fragen: Wer bist du jetzt? Wer bist Du wirklich? Nur der Mann, der lachend mit dem Hahnenkammhelm durch den Tiefschnee fegt oder ein Mann der weiser und voller Tiefe im Herz gereift ist.
Wir wünschen Ihnen, dass sie die Chancen für Veränderungen erkennen und sie positiv für sich nutzen!
Ihre Sandra Hornsteiner
Nächste Woche erscheint auf diesem Blog Teil 2 zur Midlife-Crisis: Wie erleben Frauen die krisenhafte Zeit um die Lebensmitte?
Auf einen Blick
Die Midlife-Crisis des Mannes spielt sich in der Lebensmitte ab und hat…
…enormes Potenzial
Durch neue Zielsetzungen und einer Beschäftigung mit sich entstehen große Chancen, einen echten Abdruck im eigenen Sinne zu hinterlassen
…große Chancen für die gemeinsame Beziehung
Wie sich neu kennenlernen und spannende Impulse für die Zukunft setzen.
[1] https://www.geo.de/magazine/geo-wissen/19913-rtkl-midlife-crisis-warum-es-nach-der-lebensmitte-wieder-aufwaerts-geht
Bild: javiindy