Paar tanzt sexy miteinander

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Der Coolidge-Effekt

Fremdgehen ist kein unbekanntes Phänomen und hat nichts mit dem Wortstamm cool zu tun. In Büchern, Filmen, bei Stars und Sternchen und vielleicht auch im Freundeskreis oder bei uns selbst ist es ein Thema. Und so haben 42 % der Frauen und 45 % der Männer in einer Umfrage angegeben, bereits fremd gegangen oder ernsthaft in Versuchung gewesen zusein. [1] Aber warum haben Menschen Lust, sich auch neben ihrer Beziehung auf andere Sexpartner einzulassen? Dem sind Wissenschaftler nachgegangen und sie fanden: Den Coolidge-Effekt! Doch was hat es damit auf sich?

Was ist denn nun der Coolidge-Effekt?

Zunächst einmal eine kleine Anekdote zur Namensgebung: Der Coolidge-Effekt verdankt seinen Namen niemand Geringerem als dem früheren US-Präsidenten Calvin Coolidge. Er besuchte einst zusammen mit seiner Ehefrau eine Hühnerfarm, und während sie die Tiere beobachteten, bestieg ein Hahn eine Henne, was der Farmbesitzer sogleich damit kommentierte, dass der Hahn das bis zu zwölf Mal am Tag schaffe. Daraufhin die Präsidentengattin spitz: „Sagen sie das mal meinem Mann“. Das ließ der Präsident nicht so einfach auf sich sitzen und fragte seinerseits den Farmer, ob denn der Hahn immer die gleiche Henne besteige. Als dieser verneinte, konterte Coolidge cool: „Na, dann sagen Sie das mal meiner Frau!“

Diese Geschichte zeigt, worauf der Coolidge-Effekt abzielen soll. Ist es denn wirklich so, dass ein einziger Sexualpartner die Libido eher dämpft, als sie zu fördern? Sind wir also unschuldige Wesen, die gar nicht anders können als fremdzugehen, weil unsere Biologie ein unstillbares Verlangen nach fremder Haut hat? Und welche Auswirkungen hat das auf unsere Partnerschaft? Gehen wir dieser Frage doch einfach einmal mit Coolness auf den Grund…

1. Experimente

Bereits 1956 wurde der Coolidge Effekt an Ratten untersucht. Wenn man ein Rattenmännchen zu einem Weibchen sperrt, bespringt es das Weibchen sofort und wieder und wieder. Aber nach dem vierten, vielleicht fünften Mal vergeht dem Männchen die Lust. Wenn die Forscher dem Männchen dann aber ein neues Weibchen „vorstellten“, war das Verlangen sofort wieder da und der ekstatische Spaß ging von vorne los.[2] Wer sich jetzt denkt: „Ah – Männer also, die können nicht treu sein“ irrt, denn ein ähnlicher Effekt wurde auch bei weiblichen Hamstern nachgewiesen.

2. Biochemischer Ursprung

Neue Partner – Neue Lust zeigt das Tierreich, doch warum ist das so? Das liegt an der Dopaminausschüttung, denn wenn wir eine angenehme Erfahrung machen, also jemand Neuen, sexuell anziehenden kennenlernen, schütten wir Dopamin in großen Mengen aus und das wirkt berauschend wie eine Glücksdroge auf unser Lustzentrum im Gehirn.[3] Je mehr Gewohnheit eintritt, desto weniger steigt auch der Dopaminspiegel, wenn wir auf einen Partner treffen. Die Lust auf Sex lässt nach. Tritt aber jemand Neues auf den Plan ist der hohe Dopaminspiegel schnell wieder da.

Biologisch gesehen ist der Coolidge Effekt sinnvoll, denn es ist tief in unserer Natur verwurzelt, Nachkommen zu zeugen und das mit möglichst unterschiedlichen Partnern, denn genetische Vielfalt beugt Krankheiten vor. Kurz gesagt: Je abwechslungsreicher wir uns paaren, desto seltener sind Gendefekte.

3. Müssen wir also fremdgehen?

Die monogame Beziehung als Ziel sieht man in der Natur und bei Tieren eher selten, aber in unserer Gesellschaft ist sie das meistgewählte Modell – Wir binden uns gerne voller romantischer Liebe an einen Partner. Ob wir monogam leben wollen oder nicht, ist eine persönliche Entscheidung und wir können sie immer aufs Neue treffen. Wenn also eine sehr anziehende Person in unserem Leben auftaucht und das Dopamin unser Gehirn überschüttet, haben wir die Wahl, ob wir auf Entdeckungsreise gehen möchten oder die Lust doch lieber Zuhause ausleben.

Was, wenn ich doch eine Monogamie leben will?

Die Experimente zum Coolidge Effekt können zu dem Trugschluss führen Fremdgehen sei tief in der Natur des Menschen verankert und als hätte man keine Wahl, doch unsere Entscheidungsfreiheit liegt über unserer Natur. Wir können die Natur aber für uns nutzen, indem wir dafür sorgen, dass unsere Dopaminausschüttung gar nicht erst einschläft. Das gelingt, wenn beide Partner sich dafür verantwortlich fühlen, Abwechslung in die Sexualität zu bringen und sich gegenseitig immer wieder neue Kicks durch erotische Spiele oder Flirten im Alltag verschaffen. Laden Sie gemeinsame Abenteuer in ihr Leben ein, nicht nur sexuell, Studien zeigen, dass ihr Körper nicht unterscheiden kann, ob das ausgeschüttete Dopamin vom Ritt auf der Skipiste oder ihrem Partner kommt. So bleibt man trotz natürlichem Coolidge Effekt füreinander interessant.

Jedes Paar kann sich damit auseinandersetzen, wie sie die Beziehung gestalten, wie sie miteinander leben möchten, das muss nicht die Monogamie sein. Aber wenn sich beide aus ganzem Herzen für die sexuelle Treue entscheiden, können sie sich, wenn sie gedanklich auch mal auf die Reise gehen, immer wieder bewusst zurück entscheiden und sich stattdessen fragen: Was können wir tun, dass unsere Sexualität belebt wird? Wie können wir eine lebendige nahe Beziehung führen, uns achten, wertschätzen, mutig sein und Abenteuer miteinander erleben. So überschüttet das Dopamin unser Hirn und die Liebe und Anziehung wird immer tiefer und erfüllender. Dann kann kommen, wer will, er wird sie nicht mehr zu etwas reizen können, was Sie eigentlich nicht möchten.

Um zur Anfangsfrage zurückzukommen: Ist Weihnachten denn nun das Fest der Liebe? Ja und Nein – Es ist, was man daraus macht! Goethe sagte einmal: „Es muss von Herzen kommen, was auf Herzen wirken soll.“ Weihnachten ist das Fest der Liebe, der Gemeinsamkeit, doch wie man Liebe und Gemeinsamkeit leben möchte, bleibt uns selbst überlassen: Wir können auch für uns selbst glücklich sein und neu aufladen, neu ausgerichtet auch in das nächste Jahr gehen.

Wir wünschen Ihnen magische Festtage!

Ihre Robert und Sandra Hornsteiner

Auf einen Blick 

Der Coolidge-Effekt geht auf Präsident Calvin Coolidge zurück.

Wissenschaftler haben bewiesen: Paart sich eine Ratte oder ein Hamster oft mit dem gleichen Partner nimmt die Lust ab.

Kommt ein neuer Sexualpartner hinzu, steigt sie aber rasant wieder an.

Auch wenn die Natur möchte, dass wir unsere Partner wechseln und unsere Gene weit verteilen, haben wir selbst in der Hand, wie wir unser Sexleben gestalten möchten.

(Bild: AlexShalamov)

(Bild: prometheus)
[1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1174772/umfrage/definition-von-untreue-in-der-partnerschaft-nach-geschlecht/#:~:text=Laut%20der%20ElitePartner%2DStudie%202020,ordneten%20dies%20als%20Fremdgehen%20ein
[2] https://www.focus.de/wissen/experten/ludwig/der-coolidge-effekt-untreue-phaenomen-warum-maenner-fremdgehen-muessen_id_3183970.html#:~:text=Und%20das%20biochemische%20Untreue%2DPh%C3%A4nomen,jegliche%20Abwechslung%2C%20Sex%20zu%20haben
[3] https://www.erlebte-paarberatung.de/problemthemen-paarberatung/sexualitaet/coolidge-effekt