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Die besondere Herausforderung einer Trennung mit Kindern

Einen Schlussstrich unter eine Beziehung zu setzen ist für die wenigsten Paare leicht. Man hat vieles gemeinsam erlebt und Glückmomente miteinander geteilt. Eine Trennung mit Kindern stellt allerdings viele Paare vor eine große Herausforderung.

Niemand möchte es leichtfertig beenden, doch jeder Mensch hat das Recht, glücklich zu sein. Wenn die Liebe weg ist, kein Vertrauen mehr zwischen den Partnern besteht und die Paartherapie auch keinen Erfolg verspricht, kann es besser sein, die Beziehung zu beenden, anstatt aus Liebe zu den Kindern unglücklich zusammenzubleiben.

Der Prozess des Paares / der Eltern

Durch die Trennung wird bei dem Paar selbst ein Veränderungsprozess ausgelöst, der Instabilität und Unsicherheiten für die Zukunft mit sich bringt. Ist sich das Paar nicht über die Trennung einig, kommen immer zwei Parteien zum Vorschein.

Einerseits gibt es den Partner, der beschlossen hat, sich zu trennen. Dieser kämpft möglicherweise mit Schuldgefühlen – vor allem den Kindern gegenüber. Denn schließlich zerstört er mit seiner Entscheidung eine bisher, für die Kinder scheinbar intakte Familie, um selbst wieder glücklich werden zu können.

Andererseits gibt es den Partner, der verlassen wurde. Vielleicht hat er die Trennung nicht kommen sehen, fühlt sich einsam, nicht gesehen und dadurch schlecht behandelt. Er ist verletzt und schiebt die Schuld oftmals auf den Partner.

Dadurch haben die Eltern mit sich zu tun. Sie müssen ihr Leben neu ordnen und eine neue Richtung finden. Die bisherige Stütze an ihrer Seite bricht weg – der geliebte Partner wird nicht mehr als Freund, sondern oftmals als Feind gesehen.

Viele Paare können ihre Rolle als Partner in einer Beziehung und als Elternteil nicht voneinander trennen. Dadurch versuchen viele getrennte Paare, die eigenen Kinder auf ihre Seite zu ziehen. Die Kinder sollen das andere Elternteil auch nicht mehr mögen, erst recht nicht, wenn dieser einen neuen Partner hat und glücklich ist.

Kommt es zum Rosenkrieg, werden die Kinder oft als eine Art Waffe gegen den Partner eingesetzt. Den Kindern wird gesagt oder mit Gestik und Mimik gezeigt, sie dürfen das andere Elternteil nicht mehr sehen oder lieben. Die Situation kann bis hin zu Drohungen, wie «wenn du zu dem anderen Elternteil gehst, dann bringe ich mich um» gegenüber den Kindern eskalieren.

Die Emotionalität der Eltern wird auf die Kinder abgewälzt.

Oft steckt eigene Verzweiflung, Wut, Rache oder Hilflosigkeit dahinter. Auch entstehen gesellschaftliche Rollenmuster, die dann eingefordert werden. Zum Beispiel muss sich der Trennende Versorger weiter in “bestimmter Art und Weise” um den Expartner kümmern, Autos, Häuser kaufen, zu 100% weiter präsent sein als Versorger. Oder derjenige, der die Kinder zeitlich mehr betreut, ist alleinerziehend und damit das Opfer. Reden wir dann mit den Paaren und fragen sie; ob sie denn die Kinder zeitlich anders verteilen wollen, möchten die meisten Expartner jedoch die Kinder gar nicht noch mehr abgeben und spüren, dass sie sich selbst diese Opferrolle geschaffen haben. Hier braucht es Gespräche, mit unbeteiligten und neutralen Personen, wie Therapeuten, die solche Missverständnisse auflösen und den beteiligten Eltern neue Wege aufzeigen in ihr eigenes Leben.

Der Prozess der Kinder

Während die Eltern mit sich beschäftigt sind, geraten Kinder aber in ihren eigenen Veränderungsprozess. Mit der Trennung der geliebten Eltern verlieren sie oft in ihrem Leben ihr Grundurvertrauen, Sicherheit und Stabilität. Sie wissen nicht, wie es weitergeht und müssen sich plötzlich damit auseinanderzusetzen, ständig die Koffer zu packen und zum anderen Elternteil zu ziehen.

Sie sind zu jung, um erkennen zu können, dass sich ihre Eltern in einem Prozess befinden. Durch unüberlegte Aussagen ihrer Eltern können sie stark beeinflusst werden. Sagt bspw. die verletzte Mutter zu ihrer Tochter „Männern darf man nicht vertrauen oder Männer sind Schweine“, dann kann das gravierende Auswirkungen für die Sicht der Tochter auf Männer in ihrem Leben haben. Ebenso können Kinder oft nicht auseinanderhalten, dass es nichts mit ihnen zu tun hat und suchen nach eigenen Fehlern. Sie geben sich oft die Schuld an der Trennung und reden nicht darüber. Sei es ein Streit der Eltern über Noten gewesen oder eine Lüge des Kindes. Es versteht nicht, dass die Eltern ganz andere Prozesse mit sich haben, die ein Kind noch nicht kennen kann.

Ziehen die Eltern ihre Kinder mit in die Trennung hinein, fällt es den Kindern selbst sehr schwer, die Situation zu verarbeiten. Sie sind sich unsicher, ob sie überhaupt beide Elternteile lieben dürfen. Sie geraten in Loyalitätskonflikte und wenn die Eltern sich hier nicht wohlwollend austauschen können, erkennen sie nicht, ob die Lügen der Kinder aus Loyalität heraus entstanden sind oder ob der z.B. neue Partner wirklich so ein Tyrann ist.

Aber es geht auch anders. Es gibt Paare, denen eine Scheidung gelingt, ohne dass sich diese stark negativ auf die Entwicklung ihrer Kinder auswirkt. Wir haben Ihnen die wichtigsten Tipps zusammengefasst, wie die Herausforderung einer Trennung mit Kindern gelingen kann.

Mit diesen Tipps gelingt die Herausforderung einer Trennung mit Kindern

  • Halten Sie Ihre Paar- und Elternbeziehung auseinander. Auch wenn Sie sich als Paar nicht mehr mögen oder verstehen, begegnen Sie sich zumindest auf der Elternebene mit Verständnis, Zuhören und Wohlwollen. So, dass Ihre Kinder das Gefühl vermittelt bekommen, beide Elternteile lieben zu dürfen.
  • Behalten Sie den Fokus und betrachten Sie Ihre Elternbeziehung als Leuchtturm. Ihren Kindern soll es doch gut gehen, trotz Trennung. Schaffen Sie für die Kinder wieder Stabilität.
  • Geben Sie Ihren Kindern bewusst die Erlaubnis mit allen Beteiligten Spaß haben zu dürfen – egal ob es Mutter, Vater oder die neuen Partner im Leben ihrer Eltern sind.
  • Vermitteln Sie Ihren Kindern das Gefühl, dass auch die neuen Partner geliebt werden dürfen. Nur so können Sie lernen, wie eine glückliche Beziehung aussehen kann.
  • Versucht ein Kind sich bei Ihnen über das andere Elternteil zu beschweren, ermutigen Sie es die Probleme mit dem betroffenen Elternteil offen anzusprechen und zu klären. Manchmal versuchen Kinder das abzuwälzen, mit dem Sinn, dass sich die Eltern austauschen müssen. Wenn dies immer wieder passiert und die Kinder alt genug sind, sprechen sie im Hintergrund als Eltern darüber aber überlassen sie den Kindern die Verantwortung das Thema mit dem jeweiligen Elternteil selbst zu klären, so kann es daran wachsen und festigt die Beziehung zu jedem Elternteil.
  • Lassen Sie sich von den Kindern nicht ausspielen, es ist der Test ob sie beide dazu in der Lage sind als Eltern stabil zu bleiben.

Machen sie den Kindern immer wieder Mut und auch sich selbst

Ich selbst durfte lernen, dass es wichtig ist sich neutralen Beistand zu suchen. Einen Therapeuten, der sich damit auskennt und alle Parteien im Blick hat. Ein Mensch der mit ihnen gemeinsam in so einer Situation als Eltern in Möglichkeiten denkt und nicht jemand, der Probleme noch verstärkt. Sie und ihre Kinder brauchen sie jetzt. Alles was sie jetzt gut vereinbaren und fair miteinander umgehen hilft ihren Kindern aber auch ihnen, wenn neue Partner dazu kommen.

Denn gerade dann zeigt es sich nochmal deutlich, ob sie sich als “innere Feinde” getrennt haben und das in die Elternebene ziehen oder ob sie die Kinder an die 1. Stelle stellen und gemeinsam als “innere Freunde” dem anderen das Beste wünschen. Dann haben ihre Kinder die Chance glückliche Beziehungen kennenzulernen und damit ein Stück zu heilen.

Das wünsche ich Ihnen und ihren Kindern von ganzem Herzen. Wenn Sie Hilfe als Trennungspaar wünschen, rufen Sie gerne unter +49 7735/9191814 an. Wir unterstützen sie dabei den Leuchtturm auf der Elternebene nicht aus den Augen zu verlieren.

Bild:AlexLipa