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Du bist schuld!

Ja, das stimmt, ABER nicht in der Form, wie unsere Gesellschaft dies vielleicht übersetzt.

Oft hören wir von unseren Paaren, dass der andere schuld an der Misere und der unglücklichen Beziehung ist. Er oder sie sind vielleicht fremdgegangen, haben sich nicht um die Beziehung gekümmert, nicht täglich gezeigt, dass sie sich lieben. 

Und ja, jeder der beiden hat zu 100 Prozent Anteil an dieser gemeinsamen Beziehungskreation. Keine 1 Prozent weniger, denn es ist immer ein gemeinsames Pingpong der Muster und des Mindsets, wie Beziehung geht und richtig wäre.

Macht es dann nicht Sinn, „Schuld“ neutral zu betrachten? Du bist genauso schuld daran, wenn im Garten alles blüht. Denn du hast die Pflanzen gepflanzt, im letzten Hochsommer nicht verdursten lassen, ihnen vielleicht zusätzlich Nahrung gegeben und sie gepflegt, sodass sie im Unkraut nicht untergehen. Ja, wie schön schuld zu sein ohne diese jahrhundertelange Bedeutung auf dem Rücken.

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Schuld ist statt Eigenverantwortung zu einer Macht und Waffe geworden. Viele Menschen verstecken ihren eigenen Anteil hinter dem, dass sie jemandem die „Schuld“ in die Schuhe schieben wollen.

Die Partner, die vehement dem anderen die Schuld gegeben haben, reflektieren an den Beziehungswochenenden bei uns und im Nachhinein im Alltag sogar, dass sie innerlich verbackender waren. Es fällt ihnen schwerer, ihre eigenen destruktiven Muster im Alltag zu verändern. Weshalb? 

Wenn ich die ganze Zeit davon ausgehe, der andere ist schuld, hinterfrage ich mich weniger. Der andere jedoch, der die ganze Zeit gehört hat… „DU BIST SCHULD“, hat doch das ein oder andere Mal über sich nachgedacht. Plötzlich begegnet man sich wieder auf Augenhöhe. Das ist nicht immer so einfach.Robert sagt immer so schön: „Manchmal ist die Welt doch sehr einfach. Sieh es mal ganz digital, wie 0 oder 1, schwarz oder weiß. Ist es nährend für dich und die Beziehung oder ist es das nicht? Egal, was du tust, es hat eine Auswirkung auf dich und die Beziehung. Du bist immer schuld daran, denn du tust etwas und daraus folgt ein Ergebnis, mehr nicht!“ Und so ist es doch unendlich schön, schuld an dem Lächeln deines Partners zu sein, wenn er spürt, wie sehr du ihn schätzt.

Aber wie kann ich mit dem Thema Schuld leichter umgehen?

Du sagst dir selbst „Du bist schuld“

1. Neutralisiere den Begriff gerne in dir, sag dir jeden Tag an welchem schönen und „positiven“ Ergebnis du schuld bist.

2. Erkenne, dass du rein rational etwas getan hast und dafür lediglich die Eigenverantwortung trägst. In der Regel hättest du es doch „besser“ gemacht, wenn du das Ergebnis vorher gesehen hättest.

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Du machst Hefe in den Teig, er geht auf. Du machst keine Hefe in den Hefeteig, er geht nicht auf. So kannst du überlegen, was sind für dich nährende Entscheidungen und welche willst du in Zukunft anders machen. Sinn macht es dann natürlich es auch zu tun.

Dir sagt jemand „Du bist schuld“

1. Erkenne die Hilflosigkeit des anderen und vielleicht auch den Versuch, Macht oder Kontrolle über dich und die Situation zu haben. 

2. Hinterfrage, ohne dich groß emotional zu belasten: „Was habe ich an Handlung gemacht, welche Auswirkungen hatte es auf mich und andere, möchte ich das wieder so tun, macht das Sinn?“ Wenn ja, tu es. Wenn nein, wie kannst du dein Mindset, dein Verhalten dazu verändern?

3. Frage den anderen Partner, was er sich wirklich wünscht, wie es ihm wirklich geht. Hinter diesem Vorwurf steht oft etwas ganz anderes. Finde es heraus und gehe in den liebevollen Kontakt zu deinem Partner. Vielleicht wirst du rausfinden, dass es gar nicht so viel mit dir zu tun hat, sondern mit einem Thema deines Partners.

Du sagst jemandem „Du bist schuld“

1. Erkenne für dich, ob du dies einsetzt, um den anderen zu kontrollieren, Macht zu erlangen oder zu verändern – wenn ja, ist das wirklich nährend für deine Beziehung?

2. Hinterfrage für dich in Ruhe, was da wirklich dahintersteckt. Zum Beispiel sagst du deinem Partner: „Du bist schuld, weil du fremdgegangen bist und musst jetzt alles für die Beziehung tun. Sonst verlasse ich dich“. Sehr wahrscheinlich wart ihr vorher schon kein wirklich glückliches Paar mehr. Hast du deinem Partner gezeigt, wie sehr du ihn liebst, hattet ihr eine blühende Intimität im Alltag, eine erfüllte Sexualität? Wart ihr vielleicht nur noch Eltern aber kein Paar mehr? Habt ihr nur noch funktioniert? Hattest du dich vielleicht in den Beruf, ins Unternehmen geflüchtet und hast dir da die Wertschätzung geholt? Hast du dich deinem Partner verhärtet und bist innerlich in den biologischen Feind gerutscht? Zumindest dann, wenn es nicht so lief, wie du das wolltestIn dem Fall geht es darum, den eigenen Anteil zu erforschen. Ganz einfach… was war mein Mindset, meine Muster dazu, meine Handlungen und die Resultate dadurch. Was wünsche ich mir stattdessen und möchte ich gerne in die Beziehung einbringen?

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3. Erkenne deine Hilflosigkeit oder deine eigenen inneren Ängste und Boxen. 

Ein passendes Wespennestbeispiel zu dem Punkt bevor: Ab und zu höre ich wie Frauen bitterlich verurteilen und regelrecht vor Wut beben, wenn Männer mit deutlich jüngeren Frauen über achtzehn zusammen sind. Doch woher kommen die Emotionalität und die gesellschaftliche Moralkeule? Steckt da nicht auch der Zweifel, als ältere Frau noch attraktiv genug für den eigenen Partner zu sein? Was ist, wenn ich meine Lebenszeit dem Mann „geopfert“, mich um die Kinder gekümmert und ihm den Rücken freigehalten habe und dann verlässt er mich für eine jüngere? Ich höre das immer wieder in der Praxis und dann kommt die Erkenntnis, dass sie doch selbst kein anderes Leben wollten oder kreiert haben. Niemand hat sich geopfert, wo wäre dann die Eigenverantwortung? Wie ist unser Sexualleben, lebe ich frei und leicht und flirten wir miteinander? Zu uns kommen manchmal Paare, die jahrelang auf Sexualität verzichtet haben, es aber vermissen. Können wir uns aus ganzem Herzen wertschätzen, gerade wenn wir älter werden, für all das was, uns tief verbindet und wir erlebt und erschaffen haben?

Was, wenn das alle Männer machen würden, eine junge Frau zu suchen? Der innere Druck steigt oder die fehlende Eigenverantwortung klopft an. Wäre es da nicht viel entspannter, wenn alle Männer gesellschaftlich wüssten, dass dies moralisch völlig daneben ist? Doch ist gesellschaftlicher Druck eine nachhaltige Lösung? Welche Sicherheit soll es geben, wenn wir alle freie Menschen sind, egal wie lange wir zusammen ein Paar waren oder sind. 

Wenn ich den Partner dann frage, was er in dem Moment bei dem jüngeren Partner gefunden hat, war es oft das verliebte Gefühl, Wertschätzung, Bewunderung statt strafendem Partner, Held sein zu dürfen, zu erobern, sich lebendig zu fühlen, auch Auseinandersetzung und Klarheit in einer schönen Streitkultur, Leichtigkeit und voller Freude. Natürlich spielte auch eine lebendige Sexualität eine Rolle. Sie sagen: „Der jüngere Partner hält mich jung“. Je älter wir werden, umso mehr möchten wir lebendig sein und das ist sehr gut so! Dies nicht in die Beziehung gebracht zu haben, dazu gehören immer zwei… zu je 100 Prozent Eigenverantwortung. Vielleicht steckt auch die Angst dahinter, alt zu werden oder die Bewertung dessen und zu sterben.

Es tut gut, ehrlich zu sich zu sein, anstatt im Außen das Problem zu suchen. Denn wenn ich ehrlich zu mir bin, habe ich immer die Macht, etwas zu tun. Zum Beispiel mich richtig gut zu fühlen, lebendig eigenverantwortlich, an einem Strang ziehend, frei und sexy. Und wenn ich das nicht kann, mich auf den Weg zu machen, es wieder zu lernen.

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Go be yourself! Wir wissen, oft steckt man selbst in den eigens geschaffenen inneren Boxen und kann es nicht sehen, dann übersetzen wir gerne. In den Beziehungswochenenden ist das ein Hauptanteil, die Missverständnisse der Partner aufzuklären. Währenddessen und danach kreieren wir gemeinsam mit dem Paar die „neue Art“, miteinander zu leben. Dabei ist es enorm wichtig, dass dies aus dem eigenen, tiefen Erkennen herauskommt. 

Vielleicht ist genau deshalb die Erfolgsquote der Beziehungswochenenden so hoch. Die Paare begegnen sich wieder innerlich als Freunde, als Liebende. Sie schätzen das bestehende Schöne und verändern aus der Tiefe heraus das bisher blockierende. Weil niemand mehr etwas anderes möchte, so kann es ganz leicht gehen.

Diese Paare sind SCHULD daran, dass sie als glückliches Paar weiterleben, ihrem Unternehmen die Kraft schenken, die sie vorher im Streit verballert haben. Sie sind selbst schuld daran wieder unschuldiger, freudiger und leichter zu sein. Ist das nicht schön?

Von ganzem Herzen wünsche ich jedem eine nährende Eigenverantwortung und schuld an dem Schönen und Wundervollen in der Beziehung zu sein. Ich bin stolz Anteil, Schuld daran zu haben, wenn mein Partner glücklich ist. Und ich freue mich sehr, wenn es gelingt, dazu beizutragen, dass andere Menschen entspannt und mit Freude diesem Thema begegnen.

Schreiben Sie uns gerne, welche Erfahrungen sie beim Üben gemacht haben. Wir freuen uns über ihre Experimente und Erkenntnisse dazu.

von Herzen

Sandra Hornsteiner

Titelbild: massonforstock; Beitragsbilder: maximmm1 ,Deklofenak ,doodko, pawpixel