Titelbild: Kind klammert sich an seinen Teddy und sieht mit großen Augen in die Kamera.

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In welchem Alter verkraften Kinder eine Trennung am besten?

Das perfekte Kindesalter für eine Trennung der Eltern gibt es nicht. Wenn Eltern sich dafür entscheiden, getrennte Wege zu gehen, ist das für Kinder immer schwer, auch wenn sie schon aus dem Haus sind. Studien haben sogar ergeben, dass 20-25 % der Kinder nach der Trennung der Eltern Probleme wie Bindungsangst oder Verlust des Sicherheitsgefühls entwickeln. [1] Doch je nach Altersgruppe sind die Folgen für die gemeinsamen Kinder unterschiedlich. Deshalb haben wir ein paar Tipps, wie Kinder eine Trennung am besten verkraften.

Trennung in den verschiedenen Altersstufen

Geburt bis zweieinhalb Jahre

Wenn Kinder noch ganz klein sind, spielt es eine besondere Rolle, inwieweit beide Eltern schon als Bezugspersonen ausgeprägt sind. Oft sagen Ex-Paare, ihre Kinder hätten die Trennung im Babyalter sehr gut verkraftet. Das kann sein, wenn zum Beispiel die Mutter bis dahin emotional die einzige sehr starke Bezugsperson war. Wenn der Vater auch vor der Trennung schon meist abwesend war, ist eine Trennung für Kinder nicht so eine große Umstellung.

Doch da Kinder in diesem Alter absolut abhängig von ihren Eltern sind, ist auch die frühkindliche Bindung zu den Eltern im Normalfall sehr stark. Verliert das Kind eine Bezugsperson, geht das oft mit einem Verlust von Urvertrauen einher, zumal eine Trennung einem kleinen Kind auch nur sehr schwer erklärt werden kann.

Zwei bis Drei Jahre

Im Alter von zwei bis drei Jahren reagieren Kleinkinder oft mit Angst, Trotz und auch Aggressivität auf die Trennung der Eltern. Ihre bis dahin gewohnte Welt bricht auseinander und sie wissen bis zu diesem Zeitpunkt nicht, dass es noch etwas anderes gibt als ihr heimeliges Nest. Um die aufwühlende Zeit der Trennung bei den Kindern auszugleichen, braucht es viel Ruhe, Sicherheit und Stabilität von beiden Eltern. Gerade wenn Kinder trotzen und aggressiv werden, ist Gelassenheit wichtig, um das wieder aufzufangen.

Drei bis fünf Jahre

Wenn Eltern von drei- bis fünfjährigen Kindern sich trennen, sind die Kleinen oft maßlos überfordert. Nicht wenige reagieren mit Aggressivität gegenüber anderen, aber auch gegenüber sich selbst. Das wird häufig im Kindergarten spürbar und äußert sich auch in psychosomatischen Beschwerden wie Schuldgefühlen oder Bauchschmerzen.

Der Grund für diese starken Reaktionen ist häufig, dass die Trennung für die Kinder selbst zwar oft aus heiterem Himmel kommt, aber sie schon von Anfang an bewusst oder unbewusst Anteil am Prozess der Trennung haben. Sie erinnern sich häufig an vergangene Dinge und beziehen sie in der Rückschau auf sich. „Weil ich damals nicht gefolgt habe, ist Papa jetzt so böse, dass er auszieht.“ Eine Trennung ist für die Kinder dabei wie ein persönlicher Liebesentzug. Sie empfinden die Trennung, wie eine Zurückweisung von sich persönlich. Gerade wenn dabei auch noch die Wohnverhältnisse andere werden und zum Beispiel ein Hausverkauf ansteht, können Kinder in ihren Augen nicht nur ein Elternteil verlieren, sondern auch das Zuhause.

Sechs bis neun Jahre

Im Grundschulalter reagieren Kinder oft mit einem Gefühl von Ohnmacht und Trauer auf die Offenbarung, dass ihre Eltern nicht mehr länger ein Paar sind. Das äußert sich auch darin, dass Kinder häufig Schwierigkeiten in der Schule bekommen. Kinder erleben auch häufig einen Vertrauensverlust in sich selbst, weil sie feststellen, dass sie nicht die Macht haben, darüber zu bestimmen, wie die Beziehung ihrer Eltern läuft. Zum Beispiel, wenn sie erfolglos versuchen, ihre Eltern dazu zu bringen, wieder zusammenzukommen. Hier ist es wichtig, dass Eltern klar zu ihrer Entscheidung stehen und auch immer die gleichen Gründe nennen, egal wie sehr Kinder versuchen, über Macht, Kraft und Trotz zu lenken.

Neun bis zwölf Jahre

Neun- bis zwölfjährige Kinder erleben häufig einen tiefen Zorn, der sich auf alles um sie herum richtet. Auf die Eltern und alle, die in irgendeiner Form mit der Trennung in Verbindung gebracht werden können. Besonders neue Partner haben einen schweren Stand, denn sie sind oft das Feindbild nach dem Motto: Sie zerstören meine Hoffnung, meine Eltern wieder zusammenzubringen.

Zwölf bis fünfzehn Jahre

Ab einem Alter von zwölf reagieren Kinder vermehrt mit Trauer und Wut auf die Nachricht, dass ihre Eltern sich trennen, aber sie beginnen auch konstruktiver zu werden. Oft wollen die jungen Teenager ihren Eltern helfen und sich deren Gründe und Sorgen anhören. Doch wichtig ist, dass Kinder nicht die besten Freunde ihrer Eltern sind oder sein sollen. Sie dürfen erkennen: Meine Eltern sind erwachsen und ich bin nicht für sie verantwortlich.

Fünfzehn Jahre und älter

Kurz vor der Volljährigkeit sind Kinder schon oft gefestigter. Sie haben die Schule im Griff, einen Freundeskreis aufgebaut und führen vielleicht auch selbst die erste Beziehung. Durch ihr selbst schon stabileres Ich können sie auch die Trennung ihrer Eltern schon differenzierter sehen und nehmen sie nicht auf die eigenen Schultern, sondern wissen: Die haben Scheiße gebaut, das ist nicht meine Verantwortung!

Tipps, um gemeinsamen Kindern die Trennung zu erleichtern

Wenn man sich als Elternteil trennt, geht das meist mit einem schlechten Gewissen einher, das man aushalten muss. Es zeigt, dass es einem nicht egal ist und man sich der Verantwortung bewusst ist. Doch die gute Nachricht ist: Auch wenn 25 % der Kinder Auffälligkeiten nach einer Trennung entwickeln, heißt das auch: 75 % nicht!

1. Nicht inkonsequent werden

Doch auch wenn man sich schuldig fühlt, weil Kinder mit den Folgen der Trennung zu kämpfen haben, ist es wichtig, nicht Dinge zu tun, die Kinder weiter destabilisieren. Ein Beispiel, wenn ein Besuch bei McDonalds schon immer tabu war, dann sollte er es auch nach der Trennung bleiben. Auch wenn man knatschige Kinder im Auto hat, die sich nicht auf das Papawochenende freuen und man am Fastfoodladen vorbeifährt. Dann sollte man nicht jetzt nachgeben und anhalten, sondern bei den gleichen Argumenten bleiben, die man auch zuvor schon vertreten hat.

Gerade jetzt ist es wichtig, die Authentizität als Eltern nicht zu verlieren, denn das verunsichert die Kinder sehr, die aber gerade jetzt Stabilität von ihren Eltern brauchen. Wenn Kinder merken, dass Eltern aufgrund von schlechtem Gewissen keine klare Linie mehr fahren, werden sie zu Meistermanipulatoren. Das kann die Eltern-Kind-Beziehung nachhaltig verändern.

Kinder brauchen Verlässlichkeit, Sicherheit und Geborgenheit und als Eltern kann man ihnen helfen zu entspannen, indem Absprachen klar eingehalten werden.

2. Nicht abwertend gegenüber dem Expartner werden

Kinder wollen auch nach einer Trennung beide Eltern lieben. Wenn nach einer Trennung aber Verletzungen herrschen und man sich oft abwertend gegenüber dem Ex äußert, geraten die Kinder in einen großen Loyalitätskonflikt, der langfristig die Beziehung zu beiden Eltern trübt. Eltern, die weiterhin ein gutes Team bilden und den Kindern zuliebe kooperativ gemeinsam erziehen, bieten die Sicherheit, die Kinder brauchen.

Doch nicht nur abwertende Worte dem Ex gegenüber auch das Augenverdrehen, wenn die Kinder ihn erwähnen oder andere Mimik und Gestik vermittelt Ablehnung. Den Kindern zuliebe ist es wichtig, persönliche Differenzen außen vor zu lassen und offen, respektvoll und achtsam miteinander umzugehen.

Besonders in brenzligen Situationen ist es wichtig, die Fassung nicht zu verlieren. Kommen die Kinder zum Beispiel nach Hause und sagen: „Das ganze Wochenende haben wir bei Papa gar nichts zu essen bekommen!“ Dann nicht die Fassung verlieren, entsetzt schauen und anfangen auf ihn zu schimpfen. Die bessere Reaktion ist eine offene: Die Kinder in den Arm nehmen und sie fragen: „Also ganz verhungert seht ihr jetzt aber nicht aus, was habt ihr denn genau gegessen?“ Danach kann man solche Dinge oder Sorgen der Kinder, mit dem Vater unter vier Augen besprechen, ihm erzählen was die Kinder gesagt haben und fragen: Was ist denn da dran?

3. Offenheit gegenüber neuen Partnern des Ex

Auch wenn der oder die Ex einen neuen Partner hat, ist es wichtig, vor den Kindern zumindest eine mögliche Eifersucht, Verletzung oder Wut zu verbergen. Dabei kann die Überlegung: „Welche Vorteile haben auch unsere Kinder davon, wenn der andere glücklich ist?“ wirklich helfen. Die Kinder lernen ja so zum Beispiel auch Neues kennen. Wenn ich mich offen zeige, haben auch die Kinder die Möglichkeit, offen zu sein!

4. Mit den Kindern über ihre Sorgen sprechen

Auch mit den gemeinsamen Kindern über ihre Sorgen zu sprechen und herauszufinden, was sie berührt und was ihnen an der veränderten Situation vielleicht Angst macht, hilft den Kindern dabei, nicht ins Bodenlose zu stürzen. Oft haben Kinder auch Ängste, die schnell entkräftet werden können, wenn sie sich zum Beispiel Sorgen machen, ob sie die Oma jetzt noch genauso oft sehen dürfen oder Ähnliches.

5. Den Grund für die Trennung kindgerecht erklären

„Das geht dich nichts an“ ist beim Trennungsgrund die falsche Herangehensweise. Gleichzeitig sind die Kinder auch nicht dazu da, die Eltern zu trösten. Natürlich sollte man Kinder nicht Details einer Trennung, die nichts für Kinderohren sind, auf die Nase binden, aber eine kindgerechte Erklärung der Trennungsgründe zeigt den Kindern: Es ist wirklich nur eine Sache zwischen den Eltern und hat nichts mit euch zu tun. Es entspannt sie, weil die Kinder dann wissen: Sie selbst hätten nichts besser machen können, denn sie haben nichts falsch gemacht.

6. Finanzielle Dinge klären und den Kindern Sicherheit vermitteln

Oft, wenn Paare sich trennen, stehen auch finanzielle Fragen im Raum. Muss das gemeinsame Haus verkauft werden, kann einer ausgezahlt werden oder steht doch ein Umzug an? Auch hier werden Kinder mit reingezogen und sie erleben die Unsicherheiten mit. Daher ist es wichtig, ihnen klar zu zeigen: Das sind Mama und Papas Probleme, ihr müsst euch keine Gedanken machen, es geht nicht darum, ob ihr noch zum Sportverein dürft oder Ähnliches.

7. Den Blick in die Zukunft richten

Für sich selbst wie auch für die Kinder: Der Blick in die Zukunft ist wichtig! Denn er gibt allen das Gefühl: Die Trennung ist nicht das Ende der Welt, das Leben geht weiter. Den nächsten gemeinsamen Urlaub zu planen zum Beispiel zeigt: Wir werden noch viele schöne Momente zusammen haben. Vielleicht nicht mit Mama und Papa gemeinsam, aber schön wird es trotzdem!

Um einen guten Umgang mit der Trennung zu finden, gibt es für jede Altersgruppe spezielle Kinderbücher, mit denen Kinder eine Trennung spielerisch zu verstehen lernen.

Wir wünschen in dieser schwierigen Zeit das allerbeste für Sie und Ihre Kinder!

Ihre Sandra und Robert Hornsteiner

Auf einen Blick 

Sieben Tipps, wie sie ihre Kinder bei einer Trennung unterstützen:

1. Nicht inkonsequent gegenüber den Kindern werden

2. Nicht abwertend gegenüber dem/der Ex werden

3. Offenheit gegenüber neuen Partnern des Ex

4. Mit den Kindern über deren Sorgen sprechen

5. Den Grund für die Trennung kindgerecht erklären

6. Finanzielle Dinge klären und den Kindern Sicherheit vermitteln

7. Den Blick auf schöne Dinge in die Zukunft richten!

(Bild: ambrozinio)

[1] focus.de/familie/psychologie/wenn-eltern-sich-trennen-sind-scheidungskinder-beziehungsunfaehig_id_3832093.html